Medea an Iason
Medea, Zauberin und Tochter des Königs von Kolchis, schäumt vor Wut: Für Iason, ihre große Liebe, hat sie ihren Vater verraten, ihre Heimat verlassen und sogar Verbrechen begangen. Und trotzdem lässt er sie jetzt einfach sitzen. Ohne Rücksicht auf sie oder die gemeinsamen Kinder will er Kreusa, die korinthische Königstochter, heiraten.
In dieser Situation lässt der antike Dichter Ovid Medea in seinen Heroides, einer Sammlung fiktiver Briefe verlassener Heldinnen an ihre Geliebten, zu Wort kommen. Was ihr hier findet, ist eine moderne Adaption dieses Medea-Briefes (Her. 12): WhatsApp-Nachrichten, unterbrochen von Audiodateien, in denen Medea Selbstgespräche führt.
Seht selbst, wie sich Medea sich immer weiter in ihr Leid hineinsteigert, bis sie schließlich vor Zorn nicht mehr klar denken kann...
WhatsApp-Chat an Iason und Selbstgespräche von Medea
Die zornige Medea rächt sich schließlich an Iason. Sie bringt nicht nur Kreusa und deren Vater, den König von Korinth, um, sondern schließlich sogar ihre eigenen Kinder, die sie mit Iason hat.
Viele Aussagen, Emotionen und Motive aus dieser Adaption und auch Ovids Brief selbst kommen uns heute noch bekannt vor: Medea wirft verletzt mit Vorwürfen und anklagenden Worten um sich, erinnert sich unter Tränen daran, wie sie sich in Iason verliebt hat, und fragt sich, was seine Neue hat, was sie nicht hat. Man könnte fast meinen, man lese einen modernen Roman oder schaue gerade eine Drama-Serie im Fernsehen an. Tatsächlich unterscheiden sich die Emotionen der antiken Medea im Kern gar nicht so viel von dem, was wir heute fühlen und sagen. Menschliche Emotion ist zeitlos: In der Antike haben die Menschen schon genauso gefühlt wie wir heutigen Menschen.
Gerade Ovid schafft es besonders gut, die Emotionen zu zeichnen. Das zeigt der Brief und das war die Intention dahinter, genau diesen Brief in die Moderne zu transportieren. Es lohnt sich, den Brief (auch zweisprachig) zu lesen und mit unserem Chat zu vergleichen.
Weiteres Material zur Medea-Geschichte findet ihr übrigens auch auf dieser Webseite bei Seneca: Link