Station 4: Medea

Medea – Zwischen Liebe und Zorn


Medeas Geschichte:

Medea ist die Tochter des Königs von Kolchis, der einen ganz besonderen Schatz hütet: Das Fell eines goldenen Widders, das sogenannte goldene Vlies. Eines Tages gelangt ein junger Mann namens Iason mit seinen Gefährten, den Argonauten, nach Kolchis, um genau dieses Vlies im Auftrag seines Onkels Pelias, des Königs von Iolkos, zu rauben.
Kaum erblickt Medea den strahlenden Helden, da verliebt sie sich in ihn und hilft ihm mit ihrer Zauberkraft und ihrer List beim Raub des Fells.
Gemeinsam fliehen sie mit dem goldenen Vlies über das Meer und nehmen auch Medeas jüngeren Bruder mit. Doch sie werden von Medeas Vater und seinen Leuten verfolgt. Um ihren Vater von der Verfolgung abzulenken, tötet Medea ihren kleinen Bruder und wirft seine zerstückelten Glieder ins Wasser. Die entsetze Mannschaft des Vaters sammelt die Einzelteile ein und die Fliehenden gewinnen so einen Vorsprung.
In Iolkos angekommen ersinnt Medea einen grausamen Plan, um Iasons Onkel Pelias, der sich den Thron von Iolkos unrechtmäßig angeeignet hat, aus Rache zu ermorden. Sie überzeugt seine Töchter davon, dass ihr Vater verjüngt werde, wenn sie ihn zerstückelten und kochten. Im Glauben, ihrem Vater etwas Gutes zu tun, bringen seine Töchter ihn so um.
Als Pelias´ Sohn die Herrschaft übernimmt, müssen Iason und Medea, inzwischen verheiratet und Eltern zweier Kinder, fliehen und landen in Korinth. Dort verlässt Iason Medea für Kreusa, die Tochter des dortigen Königs Kreon. So will er sich und seine Kinder vor der Auslieferung schützen.
Medea scheint zuerst mit der Verbindung einverstanden zu sein und schenkt Kreusa zur Hochzeit ein schönes Kleid. Doch als Kreusa es angelegt hat, geht es in Flammen auf. Dadurch brennt der Königspalast ab und sowohl Kreusa als auch ihr Vater sterben im Feuer.
Doch das war nicht alles: In ihrem Schmerz verfällt Medea in rasenden Zorn und plant ein weiteres, schreckliches Verbrechen, um sich an Iason zu rächen...

Medea


Tatsächlich siegt der Zorn und Medea tötet ihre beiden Kinder.


Medea als Anti-Stoikerin:

Seneca zeichnet in seinen Tragödien oft Charaktere, die im Gegensatz zu seinem Ideal des stoischen Weisen stehen. So auch die Figur der Medea. Während der Weise frei von Emotionen ist, rational handelt und so ein glückliches Leben führen kann, wird Medea von ihren Gefühlen so vereinnahmt, dass sie überhaupt nicht mehr klar denken kann, völlig hin- und hergerissen ist und schließlich grausame Verbrechen begeht. Neben der Liebe zu Iason und ihren Kindern wird sie vor allem vom Zorn gelenkt – für Seneca die schlimmste aller Emotionen-, der schließlich auch die Oberhand gewinnt und ihr komplettes Handeln bestimmt.
Medea zeigt somit als Negativbeispiel zum stoischen Weisen, wie man nicht weise, nicht stoisch und nicht glücklich wird und vor allem, welche schlimmen Konsequenzen es haben kann, sich dem Zorn hinzugeben.

Letzte Änderung: Freitag, 1. September 2023